Vom 6. – 9. Oktober war die Christuskirche täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Es war Gelegenheit, Abschied zu nehmen, beim gemeinsamen Mittags- oder Abendgebet, beim Verweilen in der Kirche, bei Gesprächen zum Austausch oder Festhalten von Erinnerungen. Es gab schöne Begegnungen mit Weggefährten aus der Gemeinde und mit Glaubensgeschwistern aus dem Weissacher Tal. Die Gebetszeiten mit dem Teilen von freudigen aber auch schwierigen Erfahrungen vor Gott waren ein wertvoller Schatz. Beim „Bildergucken“ aus über 50 Jahren gab es immer wieder Aha-Effekte beim Vergleichen von früher und jetzt.

Dann galt es am Sonntag endgültig Abschied zu nehmen.

Am Festgottesdienst konnten 50 Personen teilnehmen, für die Übrigen gab es die Möglichkeit per Lifestream dabei zu sein, im Gottesdienst in der Zionskirche oder zuhause.

Vier Pastoren begleiteten durch den bewegenden Gottesdienst: Holger Meyer unser neuer leitender Pastor, „unser Alex“ von Wascinski, Reinhard Wick, unser letzter Pastor der Christuskirche und Mihail Stefanov, der die Videoübertragung in der Hand hatte.

Alles hat seine Zeit – dieses Wort wurde uns unter verschiedenen Aspekten zugesprochen.

Gute und schwierige Zeiten gab es in der 156-jährigen Geschichte der Gemeinde.

Die ersten Jahre gab es nur Hausversammlungen im ganzen Weissacher Tal. Es waren die Sonntagschulen, die viele Kinder anzogen. Immer wieder hörte man von den Alten „i ben au ens Schüale ganga“. Doch auch Chor und Posaunenchor boten für viele eine Möglichkeit, in der Gemeinschaft Erfahrungen mit Gott zu machen.

1906 erfolgte der Bau der ersten Kapelle in der Ringstraße in Cottenweiler um einen zentralen Versammlungsort zu haben, 1921 wurde man eigener Bezirk, unabhängig von Backnang.

Kriegs- und Aufbaujahre folgten. Dann war etwas Neues dran.

1967 startete man mit dem Neubau, 1968 war die Einweihung der Christuskirche und 1977 kam der Anbau und die Einweihung als Gemeindezentrum. Andere Zeiten hatten andere Bedürfnisse geweckt.

Leben als Gemeinde bedeutete und bedeutet noch heute – Gottesdienst feiern, in der Gegenwart vor Gott sein, hören, empfangen, austeilen, sich senden lassen.

Wir waren gesandt zu unseren Nachbarn, zu Freunden, zu den Kindern, die bei uns die Sonntagschule, Jungschar, Krabbelgruppen, Kinderbibelwochen  und -tage besuchten.

Die Christuskirche war ein offenes Haus, Gastgeberin zu vielen Gelegenheiten:

bei den verschiedensten Gottesdiensten, zu Bibel- und Gebetsstunden, bei Konzerten von Chor und Posaunenchor, beim Taizésingen, an Film- und DUO-Abenden, bei Veranstaltungen von ACK und Ökumene, bei Weltgebetstagen und vielem mehr.

Verschiedene Gymnastikgruppen nutzten unsere Räume. Nicht zuletzt unsere Basare und dann das traditionelle Maultaschenessen am Volkstrauertag waren Orte, die Begegnung ermöglichten für Glaubensgeschwister und viele andere aus dem Weissacher Tal. Das waren Worte, die wir von den Weissachern häufig hörten „Wir werden euch vermissen, ohne euch fehlt etwas!“

Der Rückblick auf die Fülle der Erfahrungen – mit Gott, an Freude, Hilfe, Gemeinschaft – wurde in der Predigt von Pastor Wascinski und Pastor Wick sowie in den Grußworten von Bürgermeister Ian Schölzel und der ACK Vertreterin Regine Pscheidl, als Grund zum Dank hervorgehoben. Das Vergangene ist nicht vorbei, sondern ist wie Samen, die ausgesät wurden und deren Wege wir nicht kennen. Es gilt, die uns gegebene Zeit zu nutzen und den passenden Zeitpunkt nicht verstreichen zu lassen, so mahnte Reinhard Wick in seiner Predigt.

Doch Gottes Liebe und Gnade hält all dies umfangen und lässt daraus Frucht erwachsen.

Dies ist unsere Hoffnung, die es uns ermöglicht aufzubrechen, ins Unbekannte weiterzuziehen – trotz vieler Geschwister, die uns einladen und auf uns warten.

Wir gehen im festen Vertrauen, dass der Gott des Friedens uns vorangeht und den Weg weist, gemeinsam ein neuer Weg mit unseren Backnanger und Burgstaller Geschwistern.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab es für die Gottesdienstbesucher ein letztes gemeinsames Maultaschenessen, wo wir die frohe Gemeinschaft und das wunderbare Essen genießen durften.

Ein großer Dank gilt allen, die sich in irgendeiner Form für diese Abschiedstage eingesetzt und auch im Gebet begleitet haben, besonders Pastor Alex von Wascinski, der liebevoll und einfühlsam  an unserer Seite war, trotz (und auch wegen?) seines persönlichen Handikaps.

Er schloss am Ende die Tür zu und verteilte an alle eine Stärkung für den Weg – Brot und Wein oder Saft.

Wir sind also dann mal weg…       … vielleicht sammelt uns jemand ein!

Beate Knecht